Caritashaus - Arenberg

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Caritashaus

Arenberg
Caritashaus
 
KINN, Matthias,Begründer der Dorfcaritas und Landkrankenpflege,  
* 17.5. 1847 in Weidingen (bei Bitburg/Eifel) als Sohn eines Bauern,
+ 19.7. 1918 in Arenberg bei Koblenz. -  

Die ländliche Herkunft und Heimat prägten Kinn zeitlebens. Er, der von frühester Kindheit an vertraut war mit den Nöten der Landbevölkerung, stellte sein Leben in den Dienst des einfachen Landvolkes.

Dass er dabei vor allem die  Krankenpflege in den Vordergrund rückte, hat auch persönliche Ursachen: Kinn musste von Kindheit an lernen, mit schwerer körperlicher Krankheit zu leben.



Nach dem Besuch des Trierer Gymnasiums wählte er das Theologiestudium. 1870 empfing er die Priesterweihe und trat als Kaplan seine erste Stelle in der Landgemeinde Kesselheim (bei Koblenz) an. 1872 wechselte er in das Bauern- und Winzerdorf Becond an der Mosel. Hier legte er den Grundstein für sein Lebenswerk.

Angesichts der kärglichen Lebensverhältnisse und der mangelhaften Gesundheitsversorgung der Bevölkerung baute Kinn. eine eigenständige Krankenversorgung auf. 1878 begann er ein Merkblatt für die Krankenpflege zu drucken und an die Familien zu verteilen. Aus diesen Merkblättern entstand sein erstes wegweisendes Werk, das »Krankenbüchlein für Landleute« (1883).

Freilich erkannte Kinn., daß die schriftliche Belehrung allein nicht ausreichte. Deshalb gründete er 1883 den Verein der St. Rochus-Bruderschaft, der sich zum Ziel setzte, Kranke abwechselnd zu besuchen und Armen eine kostenlose Ernährung zu sichern. Zusammen mit Ärzten bildete Kinn. die sog. Krankenbesucherinnen aus, die die Kranken pflegen und verköstigen sollten. Zugleich ging es darum, die Bevölkerung über Gesundheitsbedrohungen aufzuklären, wobei es insbesondere um die Eindämmung des Alkoholkonsums ging.

Die aufreibende Arbeit zwang K. im Jahre 1886 zu einer längeren Pause. Während mehrerer Kuraufenthalte setzte er seine schriftstellerische Tätigkeit fort. In dieser Zeit entstand sein »Praktisches Lehrbüchlein der Gesundheits- und Krankenpflege« (1889), das viele Auflagen erlebte. Es sollte junge Mädchen und Frauen motivieren, den Beruf der Krankenbesucherin zu ergreifen. Da sein Gesundheitszustand eine neuerliche Pfarrerstelle nicht mehr zuließ, konzentrierte sich Kinn. auf das Wirken als Pädagoge und Schriftsteller. 1889 trat er die Stelle als Rektor der Klosterkirche des Dominikanerinnenklosters Arenberg an. Von hier aus baute Kinn. seine Idee der Dorfcaritas aus.

Die Mißstände im Ordensleben selbst wurden aber auch Gegenstand seiner Untersuchungen. So machte er eindringlich auf die hohe Sterblichkeit in den Orden aufmerksam (»Sterblichkeit in unseren Kongregationen«, Caritas 1897). Als Ursachen dafür erkannte Kinn. die immense Arbeitsbelastung der Ordensleute und die mangelnden Erholungsmöglichkeiten für sie an. Dies war eine Kritik, die ihm in höheren Kirchenkreisen manche Anfeindung einbrachte.  Kinn. war sich bewußt, daß die Krankenpflege nur ein Teil einer caritativen Gesamtaufgabe war. So trat auch er für die Schaffung eines Zentralverbandes ein, mit dem eine umfassende moderne Wohlfahrtstätigkeit über das ganze Land entfaltet werden konnte. Lorenz Werthmann, der 1897 den Deutschen Caritasverband gründete, betonte deshalb zurecht, daß Kinn. als einer der ersten Träger des Caritasgedankens und somit als geistiger Mitbegründer des Caritasverbandes angesehen werden müsse.Es war nur konsequent, daß Kinn für sein spezielles Gebiet einen institutionellen Rahmen suchte, der in den Caritasverband eingebettet war. 1906 gründete er daher die »Caritasvereinigung für Landkrankenpflege und Volkswohl«. Wenige Jahre später, 1910, bezog Kinn. - und damit sein Verein- ein eigenes Haus, das Caritashaus St.Elisabeth zu Arenberg. Dieser modernen Ausbildungsstätte für Krankenbesucherinnen war ein Kindererholungsheim angeschlossen. In den Kriegsjahren wurde es als Lazarett genutzt.

Die Bemühungen Kinn.'s um eine moderne Krankenpflege fanden in seiner Ernennung zum Päpstlichen Geheimkämmerer mit dem Titel Monsignore eine ehrenvolle Auszeichnung (17.5. 1918). Kinn. stirbt am 19. Juli 1918, die Bedeutung seines Lebenswerks stellt ihn an eine Seite mit dem Gründer des Caritasverbandes, Lorenz Werthmann.
Werke: Krankenbüchlein für Landleute, auch brauchbar für Stadtleute. Oder:

Wie sollen die Landleute ihre Kranken pflegen,
  • 1883; Handbüchlein des Krankenbesuches,
  •         wie man ihn nützlich macht für Leib und Seele des Kranken,
  • 1887; Sterblichkeit in unseren Kongregationen,
  • 1887; Praktisches Lehrbüchlein der Gesundheits- und Krankenpflege. Ein Leitfaden,
  • 1889; Pfarrer Kraus von Arenberg. Sein Leben und sein Werk,
  • 1893; Eucharistische Novene. Neun Lehrstücke, nebst Meß- und Kommunionandachten,
  • 1895; Fundament des Glaubens. Erwägungen über die christlichen Grundwahrheiten,
  • 1898; Elisabeth, die Krankenbesucherin des Caritasverbandes,
  • 1901; Der Krankendienst. Taschenbüchlein für Brüder, Schwestern und Seelsorger,
  • 1904. (Hrsg.) Charitasbote
  • (ab 1891); Diener der Barmherzigkeit
  • (ab 1893); Mitteilungen für die Krankenbesucherinnen des Caritasverbandes
  • (ab 1902); Jahrbuch der Caritas-Vereinigung
  • (ab 1912). Vergl. auch seine zahlreichen Aufsätze in »Caritas« und »Pater bonus«.
  • Nachlaß: Caritashaus Arenberg, Werthmannhaus Freiburg i.Br.
Band III (1992)     Spalten 1503-1506     Autor: Rainer Witt

In einen Bericht seines Nachfolgers, Prälat Dr. Laufen, heißt es:

“An beiden Orten machte er (M. Kinn) dieselbe Beobachtung, die bereits in der Heimat sein mitfühlendes Herz gepackt hatte, daß in den entlegenen Kleindörfern, die weder Arzt noch Schwesterhaus besitzen, die armen Kranken durch Mangel an geordneter, sachkundiger Pflege sich in doppelt trauriger Lage befinden ...”

Mit klarem praktischem Blick erkannte er, daß den ländlichen Verhältnissen entsprechend nur Selbsthilfe in Frage komme.

Weil die kleinste Landgemeinden nicht in der Lage sind, eine fremde Pflegerin anzustellen, und voll zu besolden, andererseits auch nicht immer Kranke da sind, sollte eine Jungfrau aus der Gemeinde selbst in der Pflege ausgebildet werden.

Diese könnte dann bei ihren Angehörigen wohnen und essen, wodurch sich der Unterhalt bedeutend billiger stellte; sie fand in pflegefreien Zeiten Beschäftigung im Haushalt oder der Landwirtschaft der Familie, stand aber im Bedarfsfalle den Verunglückten oder Kranken immer zur Verfügung.”

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